Ammeland/Wesermarsch, 22.8.2024 - Die Biographien der heute alten Frauen sind häufig geprägt durch vielfältige und geschlechtsspezifische Gewalt- und Grenzerfahrungen. Dies besonders in Kriegs- und Krisenzeiten weltweit und im Kontext des Zweiten Weltkriegs, wie z. B. durch Flucht und Vertreibung, NS-Verfolgung, Vergewaltigungen, Bombenangriffe, eigene Gewalttaten, Hungersnot; durch häusliche und sexualisierte Gewalt; chronische und lebensbedrohliche Erkrankungen; beginnende Pflegebedürftigkeit, einer Demenzdiagnose und vielen weiteren traumatischen Ereignissen.
Diese meist unverarbeiteten Ereignisse können in einer Pflegebedürftigkeit, bei einem Einzug in eine Alteneinrichtung oder bei einer Krankenhauseinweisung wieder aufbrechen, da es sich hier um erneute Ohnmachtserfahrungen handeln kann. Dies äußert sich für Angehörige, Pflege- und Betreuungskräfte in unterschiedlichen Verhaltensweisen und Symptomen. Die Pflegebedürftige schreit vielleicht bei der Intimpflege, wird depressiv oder auch gewalttätig. Die Folge sind Missverständnisse, psychische Belastungen und auch Grenzüberschreitungen auf beiden Seiten.
Die Verhaltensweisen und Symptome der alten Frauen werden zudem meist Alterserkrankungen wie der Demenz, HOPS (Hirnorganisches Psychosyndrom), einer Altersverwirrtheit oder Altersdepression zugeordnet und so werden sie diesen Fehl-Diagnosen entsprechend fehlbehandelt.
In dem Seminar, zu dem die Frauenberatung Wesermarsch und Ammerland einlädt, wird in das Thema Trauma und Traumafolgen eingeführt, um Ursachen, Symptome, bestimmte Verhaltensweisen der alten Frauen in der Begleitung und Versorgung besser einordnen, von anderen Erkrankungen abgrenzen zu können und über entsprechende Interventionsmöglichkeiten zu verfügen. Referentin ist Martina Böhmer. Die ehemalige Altenpflegerin für Geriatrische Rehabilitation ist Fachberaterin für Psychotraumatologie und Expertin für geriatrische Psychotraumatologie.
Ziel des Seminars ist es, mit den Teilnehmerinnen Handlungsmöglichkeiten zu erarbeiten, um die Betroffenen bei Trauma-Aktivierungen in der Pflege, Diagnostik und Therapie begleiten zu können, bzw. sie davor zu schützen. Ein Schwerpunkt des Seminars liegt auf der Ressourcenstärkung und Selbstfürsorge der betroffenen alten Frauen, aber auch der Begleitenden.
Das Seminar richtet sich an professionell Pflegende, pflegende Angehörige, alle in der Altenarbeit Tätige, Auszubildende der Kranken- und Altenpflege, Betreuer*innen, Berater*innen. Grundlagenkenntnisse sind nicht erforderlich
Das Seminar findet am 5. September von 9.30 - 15.00 Uhr im Akademiehotel Rastede, Oldenburger Str. 118, in Rastede statt. Die Teilnahmegebühr beträgt 40 Euro (inkl. Mittagsbuffet und Tagungsgetränke). Anmeldung über: frauenberatung@diakonie-ol.de (Anmeldefrist: 31.08.2024)